Die "Auf der Suche nach...."-TOUR startete am. 9.September 2023 und endete
am 17.Oktober 2023. 5600 km und 33 Tage
Tag 1 Auf der Suche nach ….Geschwindigkeit.
Tom aus St. Louis ist ein Autonarr. Er hat gehört, dass es in Deutschland keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt.Wunderbar. Eine Reise wert. Schon in den USA bucht er einen Porsche Carrera 4. Auf der A1 zwischen Oyten und Rade herrscht 73 km freie Fahrt. Mit seiner Freundin Grace genießt er das Auf und Ab in der hügeligen Landschaft, das schnelle Überholen auf der zweiten und dritten Spur. Aber was ist das? Ein kleines graues Ei hängt sich bei dieser hohen Geschwindigkeit an ihn dran. Das Ei klebt förmlich an seiner Stoßstange. Er fährt langsamer, um das Ei vorbei zu lassen, um zu wissen, was das für ein Auto ist. Nein! Ein Fiat 500. Hektisch recherchiert Grace, was das sein könnte . Ein Fiat Abarth 695 Biposto ,190 PS mit nur 950 kg Leergewicht. James : „Helene, ruf sofort die Autovermietung an, wir brauchen etwas Schnelleres. Ich fliege keine 8000 km durch die Welt ,um von einem Ei abgehängt zu werden“
Tag 2 Auf der Suche nach ...Marienkäfern.
Ein bayerisches Pärchen, Stones Fans, zogen berufsbedingt um nach Köln. Karnevalszeit. Mitmachen oder flüchten, es gibt keine sonstigen Alternativen. Also mitmachen. Einige Freunde hatten sich verabredet, sich als Marienkäfer zu verkleiden. Also auch mitmachen als Marienkäfer. Irgendwann dröhnte es aus dem Lautsprecher „ Und dann die Hände zum Himmel, komm lasst uns fröhlich sein“ von den Kolibris . Das Pärchen schaute sich an und flüchtete panisch auf eine verlassene Insel. Irgendwo. Sie wurden nie wiedergesehen.
Foto : Bronze „Freunde“ von Hannes Helmke
Tag 3 Auf der Suche nach… einer Toilette
In den Sechzigern fuhr ein junges Paar mit ihrem VW Käfer das erste Mal nach Frankreich in Urlaub. Der Mann warnte schon mal vor, dass er dort meistens nur Hocktoiletten gibt. So etwas hatte die Frau, die kein Französisch sprach, noch nie gesehen, geschweige benutzt. Kurz nach der Grenze kam es wie es kommen sollte. „Ich muß dringend Groß!“ Eine Raststelle mit vielen LKW's. Der Mann bleibt im Auto sitzen. Nach gefühlten Stunden kommt die Frau pitschnass in Panik wieder ins Auto und schreit :“Fahr, fahr, bitte fahr!“ Zurück auf der Route National möchte der Mann wissen was passiert ist. Da antwortet sie.“Ich wollte die Spülung bedienen, drehte einen Hahn, und da kam das Wasser von Oben. Ich glaube, es war ein Dusche“. „Und was ist mit deiner Hinterlassenschaft passiert ?“
Und sie verliebten sich für den Rest ihres Lebens in Frankreich.
Tag 4 Auf der Suche nach…Helden
Überall, auch in Deutschland, findet man Ehrendenkmäler für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Auch hier in Porz am Rhein. Oft werden sie als Helden betitelt. Mein Opa Oscar hat vier Jahre lang als Belgier auf der Seite der Alliierten gekämpft. Er wechselte drei mal seine Kompanie , weil die meisten seiner Mitstreiter gefallen waren. Er war für den Rest seines Lebens traumatisiert und verlor kein Wort mehr über das Erlebte. Waren es Helden oder doch eher Opfer?
Tag 5 Auf der Suche nach…Hefe
1962.Es ist sehr heiß und schwül. Die letzten Unterrichtstunden vor den Sommerferien. Gespannt schauen Jan und zwei Freunde durch die geöffneten Fenster auf den Schulhof. Herr Melchior merkt nichts. Vor zwei Tagen hatten sie im Physikraum mit Hefe experimentiert. Im Schulhof gab es eine Reihe Plumsklos mit grünen Schwingtüren, wo man unten die Füße und die heruntergelassenen Hosen sehen konnte. Beim Bäcker holte Jan zehn Packungen Hefe und warf sie in die Schul-Plumsklos. Mal schauen was passiert.
Und dann kamen schon die ersten orangenen Blasen unter den grünen Klapptüren hervor. Sie wuchsen und wuchsen. Nach dem letzten Klingelton vor den Ferien war ein Großteil des Schulhofs mit übelriechendem Schaum bedeckt. Hausmeister Max fing seinen aussichtslosen Kampf an mit Besen und Wasser. Feuerwehr kam zu Hilfe. Jan und seine Freunde fuhren kleinlaut mit den Rädern nach Hause in den Ferien.
Tag 6 Auf der Suche nach…dem roten Drachen
Ein Vater aus Koekelare hat mit seinem zwei Söhnen, Jan und Till, einen roten Lenkdrachen gebaut. Jetzt steht der Jungfernflug bevor. Sie suchen sich eine große leere Fläche zwischen umzäunten grünen Wiesen aus. Nach ein paar Übungsflügen klappt es schon sehr gut. Einige Kühe auf der Wiese finden das ganz spannend und nähern sich dem Geschehen. Jan macht es irren Spaß, den Drachen über die Kuhköpfe sausen zu lassen. Aber was ist das denn..? Von weit hinten kommt ein wütender Bulle angestürmt und rennt durch den ersten Stacheldraht. Der Vater schreit : „Alles loslassen und weg hier!“ Der Rote Drachen taumelt vom Himmel herunter und wird von dem Bullen vernichtet. Der Vater und seine Söhne verabreden niemandem etwas davon zu erzählen und trinken erst mal einen Kakao.
Tag 7 Auf der Suche nach…Anna Boch
Anna Boch (1848-1936) belgische impressionistische Malerin, Musikliebhaberin, Sammlerin, Mäzenin. Aufgrund ihrer Herkunft und dem Wohlwollen ihrer Familie führt sie ein freies, ungezwungenes, emanzipiertes Leben. 1888 entdeckt sie Van Gogh und kauft „Roter Weinberg in Montmajour“, das einzige Gemälde, das er je zu Lebzeiten verkauft hat.“Ich habe 400 Francs für das Bild bezahlt-es passt gut in die Ecke eines Wohnzimmers“ 1891 kauft sie noch „La Grau mit blühenden Pfirsichbäumen“ für 350 Francs. 400 Francs wären jetzt 3900 Euro.
Anna Bloch „Eine impressionistische Reise“ Mu.ZEE Romestraat 11 8400 Oostende/Belgien“ 1.Juli-5.November 2023
Tag 8 Auf der Suche nach…Peter Kollwitz
Widerwillig gaben Käthe und Karl Kollwitz dem Drängen ihres 18jährigen Sohnes Peter, in den ersten Weltkrieg zu ziehen, nach. Eine letzte Umarmung, ein Schachspiel und Goethes Faust zum Abschied am 12. Oktober 1914. Am 30. Oktober kam die Nachricht“Tod fürs Vaterland am 20. Oktober 2014.“
Käthe Kollwitz trauerte den Rest ihres Lebens. Viel ernste und erschreckend realistische Kunst entstand. Sie wurde weltberühmt.
„Trauernde Eltern“ auf dem Soldatenfriedhof in Vladslo/Flandern/Belgien vor der Grabstelle von Peter Kollwitz.
Tag 9 Auf der Suche nach…Jaques Brel
„Avec la mer du Nord pour dernier terrain vague,
Et des vagues de dunes pour arrêter les vagues,
Et de vagues rochers que les marées dépassent,
Et qui ont à jamais le coeur à marée basse.
Avec infiniment de brumes à venir
Avec le vent d'ouest écoutez le tenir
Le plat pays qui est le mien“
„Wenn nur die Nordsee ist ,das letzte Niemandsland,
wenn die Wogen der Dünen sperren den Wogen den Strand.
Wenn die Woge das Riff bei Ebbe überspült,
und wenn so manches Herz für immer Ebbe fühlt,
kommt dieser Nebelschwall, der dich ertrinken lässt.
Wenn der Wind kommt von Ost, Mein Land hält an ihm fest.
Mein flaches Land, Oh, du bist mein.“
Tag 10 Auf der Suche nach…Dünkirchen
Vom 31. Mai bis zum 3.Juni 1940 waren 400.000 Allierte Streitkräfte eingekesselt in Dünkirchen. 338.226 Soldaten konnten mit hunderten Schiffen aus dem Kessel nach England flüchten. Dünkirchen wurde weitgehend zerstört.
Auf kleinen Grünflächen, zwischen Büschen, Bäumen und Gras im Hafenbereich träumen mehr als 1000 illegale Flüchtlinge davon, den Ärmelkanal zu überqueren. Sie leben in Zelten, unter Plastikplanen und haben täglich mit der französischen Obrigkeit zu tun.
Tag 11 Auf der Suche nach…Madonna-Louise Ciccone
1978 gelang dem Franzosen Patrick Hernandez ein Welterfolg mit „Born to be Alive“ https://www.youtube.com/watch?v=9UaJAnnipkY
Für seine Tour suchte er 1979 Backgroundsängerinnen/Tänzerinnen. Er fand auch die zwanzigjärige Madonna-Louise Ciccone. Er mietete für vier Monate einen kleinen Bauernhof in Aalbeke in Flandern und übte für die Show. Abends gingen sie in die Kneipe von Cecile Dutoit. Sie erinnert sich : „Ja, die waren oft hier, mein Bruder der Bäcker ist, fand sie toll und tanzte mit ihr“. Der One Hitmaker Patrick Hernandez lebt von seinen Tantiemen in Avignon . Der Bäcker backt. Die Wirtin zapft Bier. Und Madonna wurde ein Weltstar.
Tag 12 Auf der Suche nach…einem Auskommen
In Flandern gab es bei der Landbevölkerung große Armut. Es gab kaum Arbeit. Viele Männer gingen für Monate weg von Zuhause mit einfach geknüpften Beuteln aus Weiß-Rot kariertem Leinentuch über der Schulter an einem Stock, um Geld für die Familie zu verdienen. Viele gingen in die Wallonie, wo sie in Kokereien und Bergwerken schufteten. Andere gingen als Bauernknechte nach Frankreich. Die nannten sich „Die Fransmänner“ Wenn sie mit Blasen an den Füßen aber mit Geld für den kommenden Winter in der Tasche, auf dem Rückweg waren, machten sie an jeder Kapelle Halt, um Maria für die heile Rückkehr zu danken. Die „Fransmänner“ machten sich 1960 zum letzten Mal auf dem Weg.
Tag 13 Auf der Suche nach…Onkel Bernhards Bein in Verdun.
Am 16. Februar 1968 putzte Onkel Bernard nach dem Mittagessen sein Klappmesser aus dem ersten Weltkrieg ab an der Gardine. Wie immer schon. Er war eigen. Anschließend legte er sich kurz hin und stand nie wieder auf. Er wurde 95 .
1914, angefeuert mit Hurra-Rufen für Kaiser und Vaterland fuhr er mit dem Zug in den Krieg. Nach drei Monaten sollte der Sieg errungen sein.
1916 schoss man ihm in Verdun ein Bein weg. An dem Stumpen wurde eine Holzprothese befestigt, mit der er sich durchs Leben kämpfte mit schwerer körperlicher Arbeit. Wilhelm II floh nach Haus Doorn in Holland mit seinem Personal und Reichtümern und vertrieb sich die Langeweile mit dem Fällen und Zersägen von Bäumen und träumte von einer prunkvollen Wiederkehr nach Deutschland.
Tag 14 Auf der Suche nach...Lucky Luke's Freiheitsstatue.
In „Ein Cowboy in Paris“ hilft Lucky Luke und Jolly Jumper dem französischen Architekten Frédéric-Auguste Bartholdi aus Colmar, dass dessen amerikanisch-französisches Freundschaftssymbol, „Lady Liberty“, im Hafen von New York tatsächlich errichtet wird. Denn es gibt einen erbitterten Gegner dieser Freiheitsidee, der eine Anschlagsserie in Auftrag gibt. Es ist der Gefängnisdirektor der Daltons, Abraham Locker.
1886 wird die Freiheitsstatue eingeweiht mit unter anderem 27,22 Tonnen Kupfer und 113 Tonnen Stahl. Weltweit gibt es hunderte Kopien. 1904 stirbt Bartholdi, 114 Jahre bevor „Ein Cowboy in Paris“ erscheint.
Tag 15 Auf der Suche nach...Leere Festplatten
1975 baute Steven Sasson für Kodak die erste Digitalkamera als Experiment. Die erste käufliche Digitalkamera war die Fujifilm DS-1P 1988. Kostpreis damals 5000 Dollar mit einer Auflösung von 0,4 Megapixel. Ein Kodakchrome 64 Kleinbildfilm, 36 Aufnahmen mit Entwicklung kostete damal ca 20 DM. Jetzt wären das ungefähr 35 Euro. Einmal den Auslöser drücken kostete 1Euro, und es wurde überlegt ,was man fotografierte. Inzwischen gibt es Handys mit Kameras bis zu 50 Megapixel, und es wird alles fotografiert was das Zeug hält. Es kostet ja nichts. Viele schauen sich die Realität nur noch durch das Handy an, wie hier an der Stiftskirche St. Martin in Colmar. Die Fotos verschwinden auf den Massen an Festplatten und Clouds auf nimmer Wiedersehen. Fluch oder Segen ?
Tag 16 Auf der Suche nach...dem besten Gewürztraminer
Stolz zeigt Senior Bleger seinen Gewürztraminer „l'Inoubliable“ (den Unvergesslichen) und plaudert aus dem Nähkästchen: „Eigentlich ist das Frauenwein, weil er süß ist. Da kann man keine drei Flaschen die Woche von trinken,da klebt man von innen. Ich trinke wie auch viele Weintrinker und Kenner lieber trockene Weine. Nach 52 Jahren habe ich den Betrieb meinem Sohn und seiner Frau überlassen Und die kehren mit neuen Besen: Biowein. Immer alles Mögliche messen. Täglich alle Wetterberichte schauen. Ich hatte und habe das ja alles im Gefühl. Aber was solls, ob das alles besser ist, weiß ich nicht. Ich arbeite immer noch mit und tue, was mir beauftragt wird, aber mit Ruhe und nicht so hektisch wie die Jungen. Aber eins ist sicher : Es ist der beste Gewürztraminer, den es gibt, wenn mans mag“.
Tag 17 Auf der Suche nach...Siggi.
Wie jeden Sonntag geht Siggi, 70, zum Motorradtreffen in Obermarchtal. Diesmal zu Fuß ohne Bike,die Knochen... Jedem, der es hören will, erzählt er : „Ich war 1.000.000 km mit dem Bike in der ganze Welt unterwegs. Angefangen mit 16 mit eine Kreidler Florett RS und bis jetzt hatte ich mindestens 20 Bikes und das ohne einen Unfall! Außer einem Bizepsabriss, und noch einen …und dann noch , aber sonst nichts! Jetzt fahre ich einen 300er Roller wegen der Arthrose und dem verdammten Ischias. Aber wenn das geheilt ist, hole ich mir die Honda 1100NT. Jetzt muss ich erstmal ein Stück Kesselfleisch mit Senf holen. Das wird jeden Sonntag frisch hergestellt für die Biker, ein Traum!“. Wie auch die Honda 1100NT?
Tag 18 Auf der Suche nach...einem Pferd
1983. Kasimir ist Großbauer im Schwabenland. Den schon großen Hof hat er geerbt und weiter ausgebaut. Seine Freunde aus dem Rotaryclub motivieren ihn in einen Reitstall zu investieren. Das ist doch was. Ohne viele Pferdekenntnisse baut er den Stall und kauft teure Pferde. Und Pferdefotos müssen her. Er kennt Ralf, einen Fotografiestudenten, der scharfe und schöne Fotos macht. Ralf kommt einen Tag, um alle Pferde zu fotografieren. Beim nächsten Rotarytreffen zeigt Kasimir stolz die Papierfotos. Aber die Pferdekenner rümpfen die Nase. Die Pferde stehen alle nicht richtig. Die Fotos müssen neu gemacht werden mit einem Kenner, der die Pferde richtig hinstellt. Also neue Fotos. Eine Spezialistin wird engagiert. Die Dame kommt und heißt „Frau Wallach“. Mehr geht nicht.
Tag 19 Auf der Suche nach...Eduard Lauwers
Am 13. Mai 1945 schreibt der KZ-Dachau Überlebende Edouard Froidure, Belgier, handschriftlich in der „Effektenkammer“ die Namen der 200 Belgier auf, die das KZ Dachau seit der Befreiung (27.April) überlebt haben oder nach der Befreiung bis zum 13. Mai durch Krankheit und Entbehrung noch gestorben sind.
Einer war der Tapezierer Eduard Lauwers, Jahrgang 1906, aus Ostende. Er war seit Ende 1943 politischer Gefanger, Schutzhäftling. Er war verheiratet und hatte ein Kind. Er starb völlig entkräftet. In der Nachricht an seine Frau stand: „...ist am 10.02,1945 an den Folgen einer Lungenentzündung im hiesigen Krankenhaus verstorben. Die Leiche wurde eingeäschert.“
Wehret den Anfängen.
Tag 20 Auf der Suche nach...Gottlieb Belohlawek
1945. Gottlieb Belohlawek,48, ist Bergmann und KPD Mitglied in Penzberg/Oberbayern .Beide Söhne verlor er im 2. Weltkrieg. Am 27. April 1945 wurde er von Nazischergen verhaftet wegen Weitergabe von Lebensmitteln und Zigaretten an russische Kriegsgefangene. Am Abend des 28. wurde er am Balkon neben dem Rathaus erhängt. Er war eines der Opfer der „Penzberger Mordnacht“. Noch 16 Mitbürger*innen wurden ermordet. Die Kirchgänger fanden die Leichen morgens am 29. April an Bäumen und Balkone hängend. Am 30. April sind die Amerikaner in Penzberg. Am selben Tag richtet sich Hitler selbst hin. Zwischen 1948 und 1956 gab es viele Prozesse, aber alle Beschuldigten der Penzberger Mordnacht wurden letztlich freigesprochen.
Wehret den Anfängen.
Tag 21 Auf der Suche nach...Franz Marc
„Nicht schon wieder Krieg“, sagt Anne. Aber so ist es halt.
Franz Marc, Künstler, geboren 1880, wurde 1914 zum Kriegsdienst einberufen. Wie viele Künstler und Intellektuelle erhob er den Ausbruch des Krieges zu einer „positiven Instanz“. Im Oktober 2015 beschrieb er in einem Brief an Lisbeth Macke, der Witwe seines gefallenen Freundes und Malers August Macke : „Der Krieg ist der gemeinste Menschenfang, dem wir uns ergeben haben“ . Anfang 1916 stellte er einen Antrag auf Freistellung, der jedoch abgelehnt wurde. Am 4. März 1916 fiel er in der Gegend von Verdun. In der „Knochenmühle von Verdun“ starben insgesamt 700.000 Menschen. Er gehört zur zentralen Figur der „Blauen Landschaft“ und hinterlässt ein weltberühmtes Oeuvre mit Grafik, Zeichnungen und Gemälden.
Tag 22 Auf der Suche nach...Paul van Ostaijen(PVO)
2018 wurde „Gaukler und weiblicher Akt“ von Heinrich Campendonk aus 1912 in einer Auktion von Karl & Faber versteigert. In der Provenienz steht : „Sammlung Paul van Ostaijen wohl direkt vom Künstler erhalten“
PVO, geboren 1896, Dichter, Enfant terrible, war Dadaist und flämischer Nationalist. Im Oktober 1918 floh er aus Belgien, weil ihm dort eine Verurteilung drohte wegen Kollaboration und Kardinalsbeleidigung, und er zog nach Berlin. Dort befreundete er zich schnell mit den wichtigsten deutschen Künstlern und Literaten, auch mit Heinrich Campendonk. Dieser lud PVO 1920/21 dreimal ein in sein Haus in Sindelsdorf-Uhrtal am Starnberger See, um dort Urlaub zu machen. Er bezahlte ihm sogar die Reisen. Campendonk, als entarteter Künstler diffarmiert, floh 1933 nach Antwerpen.
Nachdem PVO 1921 in Belgien amnestiert wurde, weil er sich zu einem zweijährigen Armeedienst verpflichtete, ging er zurück nach Belgien. Er absolvierte seinen Dienst in der Rheinlandbesetzung. PVO bekam Tuberkulose und starb 1928. Campendonk und PVO blieben in Kontakt bis zu dessen Tod. Campendonk starb 1957 in Amsterdam. PVO sammelte Kunst vor allem von deutschen Expressionisten. Die meisten Werken bekam er geschenkt oder tauschte er.
Gedicht von PVO :
„Dag ventje met de fiets op de vaas met de bloem ploem ploem
dag stoel naast de tafel
dag brood op de tafel
dag visserke vis met de pet pet en pijp
van het visserke vis
goeiedag
DAAAG Vis dag lieve vis
dag klein visselijn mijn“
https://museum-penzberg.de/
Tag 23 Auf der Suche nach...der Kodak Bull’s Eye Boxkamera von Gabriele Münter
Gabriele Münter, geboren 1877, besuchte 1899/1900 ihre Verwandten in Moorefield/Arkansas/USA und bekam dort eine Bull's Eye Eastman Kodak Boxkamera geschenkt. Den Umgang mit der Kamera verstand sie ganz schnell und wurde eine begeisterte Fotografin. Sie hinterließ circa 400 spannende Fotos.
Weltberühmt wurde sie mit ihren farbenfrohen Malereien. Sie lebte lange in ihrem Haus in Murnau und starb dort am 19.Mai 1962.
https://www.muenter-stiftung.de/de/das-munter-haus-2/
Tag 24 Auf der Suche nach...den Penzberger Kindern bei Alberto Giacometti
Alberto Giacometti, geboren 1901, in Borgonovo im Bergell, war als Kind immer mit all seinen Freund*innen zu jeder Zeit willkommen in dem Atelier seines Vaters, Giovanni Giacometti , einem postimpressionistischen Maler. Später in Paris hatte Alberto ein Atelier mit 20 qm Grundfläche auf zwei Ebenen, vollgestopft mit Gips, Skulpturen, Ton, Handwerkszeug, Schutt und skelettartigen Figuren. In diesem Chaos waren Besucher und Kinder immer willkommen wie auch hier in Penzberg.
https://museum-penzberg.de/ausstellungen/alberto-giacometti
Tag 25 Auf der Suche nach ... Glas oder der gelben Vase.
Bert Haanstra (1916 1997) gewann unter anderem 1960 den Oscar für den besten Dokumentar-Kurzfilm für seinen Film „Glas“, gedreht 1958. https://www.youtube.com/watch?v=d3QEpQ9ozVU
Haanstra zeigt ohne Worte den Unterschied zwischen industrieller Fertigung und Handwerk.
R.Schmid ,52, arbeitet seit seiner Lehre als Glasbläser in einer Zwieseler Glasmanufaktur und ist stolz auf jedes einzelne Stück, auch auf die gelbe Vase.
Tag 26 Auf der Suche nach .. einer Groteske am Wegesrand
Bei diesiger Fernsicht auf einer Bank ohne Glas sitzend,
wartend auf das Absterben der Bierkrüge im Oktober.
Ein Friedenszeichen auf weißem und grauem Kopfsteinpflaster
wartet auf noch mehr Studenten, die verlassene Cadillacs im Wald
auf Büttenpapier zu Kunst erheben wollen.
Der Baum ist tot, sehr tot und trauert mit hunderttausenden toten weißen Steinkreuzen im Rasen, vergessen vom Hundensportverein.
Bäume haben alte Kleider abgeworfen und warten mit Restkühen
auf das was kommt. Das Abgeworfene findet sich wieder in Holzkisten.
Ein Rest steht kurz vor dem Verrotten
Tag 27 Auf der Suche nach... General Pattons Kuchen.
Eduard Maur aus Pilsen war 1945 acht Jahre alt und sagt:
„Meine Mutter und Frau Krausová, bei der wir wohnten, haben gesagt, dass sie, wenn wir den ersten Tag wieder in Frieden erleben, sie wieder eine Torte backen“. Als die Deutschen Pilsen besetzten(1939-1945,) backten sie nicht. Eduards Vater, ein Lehrer, hörte heimlich BBC und prophezeite schon seit Wochen:„Bald sind die Amerikaner da.“Und am 6.Mai 1945 war es so weit. General Patton nahm mit seinen Männern die letzten Deutschen, die sich im Kirchturm verschanzt hatten, gefangen. Der Spuk war vorbei.“ Meine Mutter und Frau Krausová backten den besten Medovnik der Welt.“
Ob der Medovnik von Lidl auch so gut ist ?
https://www.culina-bohemica.de/medovnik-rezept/
Tag 28 Auf der Suche nach... Görings gasgetriebenen Skoda Rapid.
Keine Brüder waren so grundverschieden wie Albert und Hermann Göring. Albert (1895-1966) lang, schlank, dunkelharig, Antinazi, Gutmensch. Hermann(1893-1946) war genau das Gegenteil und ein Nazimonster. Doch verband die beiden eine große Bruderliebe. Albert war während des 2. Weltkriegs Exportchef der Skodawerke (Hermann Göring Werke) in Pilsen .Dort wurden hauptsächlich Rüstungsgüter produziert, aber auch einige gasbetriebene Skoda Rapid Cabriolets. Eines fuhr Albert (Kennzeichen PA-055142). Ein anderes gehörte Hermann (P-055141). Albert rettete viele Menschen vor dem Naziterror und hatte regen Kontakt zum tschechischen Widerstand.
Hermann Göring entzog sich nach dem Nürnberger Prozess dem Todesstrang durch Suizid. Albert versuchte ab 1945 seine Unschuld zu beweisen und starb verarmt ohne Anerkennung für seine Taten gefunden zu haben. Am 17. April 1945 wurden die Skodawerke in Pilsen bombardier und nie wieder aufgebaut.
https://www.youtube.com/watch?v=ROkzVa2p170
Tag 29 Auf der Suche nach... jungem Leben im Erzgebirge.
„Deitsch on frei woll'n mer sei on do bleib'mer ah derbei, weil mer Arzgebirger sei!“( Deutsch und frei wollen wir sein und da bleiben wir auch dabei, weil wir Erzgebirger sind) sang der Volksdichter Anton Günther in 1908. Es wurde die heimliche Hymne des Erzgebirges und wird oft von Rechtsradikalen missbraucht. Fakt ist, dass seit 1990 Vieles sich verändert hat. Viele Arbeitsplätze sind weggefallen, und als Folge davon gab und gibt es eine massive Landflucht von jungen gut Ausgebildeten. Die Gesamtbevölkerung im Erzgebirgskreis ging von 456 788 Menschen in 1990 zurück auf 328 850 Menschen in 2022. Die Bevölkerung wird immer älter. Und weiter wird gesungen : „weil mer Arzgebirger sei!“
Tag 30 Auf der Suche nach... einem Nussknacker
Weihnachten 1958. Wie jedes Jahr packt Aenne aus Soest/BRD ein Weihnachtspaket für ihre Freundin Dora in Klingenthal/DDR. Dieses Mal sollte auf Wunsch auch der Roman „1984“ von George Orwell heimlich mit eingepackt werden für Doras Neffen Thomas. Vorsichtig eine Kaffeetüte aufgeschnitten und reingesteckt. Wunderbar! Nichts zu sehen nebst Strickwolle und Strumphosen. Aus Klingelthal kam immer ein Retour-Paket mit Holzkunst aus dem Erzgebirge, auch mal ein typischer Nussknacker. Sven Reichl aus Seiffen stellt sie immer noch so her wie damals. „Nussknacker gehen immer“, sagt er. „Der Coronavirus und Angie sind Auslaufmodelle“. Nach der Wende las Thomas in seiner Stasiakte, dass das MfS (Ministerium für Staatssicherheit) Bescheid wusste über „1984“ in der Jakobs- Krönung-Packung.
Tag 31 Auf der Suche nach...Aperol Spritz
Eine Busfahrt, die ist lustig. Eine Busfahrt, die ist schön....
Monika besucht mit ihrer Kölner-Hausfrauen What's up Gruppe „Strickmuster“ Dresden. Am Vortag abends verspätet mit der Bahn angekommen. In der Hotel-Lobby Bar trafen sie einige Kegelbrüder vom Club „Gut Holz“, und die Nacht wurde lang. Monika hat eine kulturelle Busreise vorbereitet mit allem, was die Stadt hergibt: Semperoper, Zwinger, Erich Kästner...und redet sich in Rage. Da sagt die Brigitte: „ Ich kann nicht folgen, ich hatte gestern zu viele Aperol Spritz.“ “ Oh ja „ sagt Anja „vielleicht machst du ein paar Fotos ,und die zeigst du uns dann bevor wir „Gut Holz“ an der Bar treffen!“ Brigitte und Anja fallen in Tiefschlaf.
Monika fotografiert . Ob sie nochmal zurück kommt wegen Helene Fischer ?
Tag 32 Auf der Suche nach...einer Stasi Spur
Im Mai 1981 stand ein Treffen bevor zwischen Kanzler Helmut Schmidt (1918-2015) und Staatsoberhaupt Leonid Breschnew(1906-1982 in Bonn). Für den engsten Kreis wurde jeweils ein westlicher und ein östlicher Kameramann ausgesucht. Die Lebensläufe mussten von den beiden Geheimdiensten abgesegnet werden. Der westliche hatte sich einen Belgischen Kameramann ausgesucht. Der Belgier gab Wochen im Vorfeld an, dass sein Vater im Krieg gewesen war und gegen die Nazis gekämpft hatte, und dass er nie politisch aktiv gewesen war. Also eine reine Weste für den Kameramann. Ein paar Tage vor dem Treffen wurde der Belgier durch den westlichen Geheimdienst mit einem Artikel „Der Generationskonflikt“konfrontiert, den er 1967 als Schüler für eine damalige linke belgische Jugendzeitschrift geschrieben hatte. Die Zeitschrift wurde mit einem Hektografen vervielfältigt. Die Auflage lag bei 100 Exemplaren. Der Belgier hatte das schon längst vergessen. Der Geheimdienst zeigte ihm jedoch ein Exemplar. Der Kameramann staunte nicht schlecht. Er konnte aber trotzdem den Job antreten. Wusste die Stasi auch davon?
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/archiv/standorte/dresden/
Tag 33 , und auch letzter Tag, auf der Suche nach...frischem Öl
1995 war ein gutes Jahr, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Serge Gnabry , Niklas Süle wurden geboren und erfreuen die Nation mit super Fußballleistungen. Auch der Mercedes Modell S124 250 TD Baujahr 1995 bewies in den letzten 33 Tagen Ausdauer und Laufbereitschaft und fuhr problemlos 5439 km durch Europa mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,2 Liter. Jetzt wieder Zuhause angekommen wartet er mit 405939 km auf frisches Öl.